Wo einst Allgäuer Glasbläser das Leben im Kreuzthal bestimmt haben



Fährt man auf der Landstraße von Isny in Richtung Leutkirch, so weist gleich hinter Friesenhofen eine Abbiegung nach rechts in Richtung Hinznang und Winterstetten und schließlich nach Kempten. Auf dieser Straße gelangt ma, wenn man in Richtung Kreuzthal wiederum nach rechts abbiegt, zum Glashüttendorf Schmidsfelden. In diesem Glasmacherdorf, das unter Denkmalschutz steht, wurde noch bis 1898 Glas produziert. Diese ehemalige Glashütte wurde in den letzten Jahren auf Initiative der " Heimatpflege Leutkirch e.V." renoviert. Heute sieht man noch Glasöfen und Geräte., mit denen die Glasbläser ihre kunstvollen Gläser hergestellt haben. Auch über die Geschichte des Glasbläserdorfes und über die vielfältigen Produkte können können sich die Besucher informieren. Im Café des Glasbläserdorfes kann nach ausgedehnter Besichtigung eingekehrt werden. Das traditionelle Glashüttenfest im September bietet Informationen rund um die vergangenen Zeiten der Glasbläserei in Schmidsfelden.

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Kapelle und Café
Das etwas abgelegene Kreuzthal , in dem vor Jahrhunderten unwegsame Wälder und Quarz vorgefunden wurde, scheint die richtige Gegend für die Glasbläserei gewesen zu sein. Befreit von den Zwängen der Zünfte konnten abseits der Städte die Glasbläser ihr kunstvolles Handwerk ausüben. Charkteristisch für diese Zeit war die Einheit von Wald,Landwirtschaft und kleiner Industrie, meint Rudi Holzberger in seinem Beitrag im Oberland.
Weiter schreibt der Autor, dass die Glasbläser in Schmidsfelden "keineswegs arme Schlucker waren". " Ohne die Aussicht auf einen guten Verdienst hätten sie sich auch kaum von weit her ins Allgäu locken lassen", meint Manfred Felle in seiner Dissertation. Mit 14 Jahren begann die Lehre am Glasofen, die rund vier Jahre dauerte. Neben handwerklichem Können war vor allem das Trainieren der Lunge gefragt. Der nicht ungefährliche Umgang mit flüssigem Glas wurde von erfahrenen Glasbläsern an die Lehrlinge weitergegeben. Die Glasmacher stammte vor allem aus dem Schwarzwald und aus Böhmen, später auch aus dem Bayerischen Wald, von der Schwäbischen Alb, aus Sachsen und Thüringen. " Zwischen 1835 und 1848 kamen bei gleichbleibender Beschäftigungszahl noch 26 Glasbläser neu nach Schmidsfelden." schreibt Rudi Holzberger in seinem Bericht in der Zeitschrift Oberland.

Eingang zur Glashütte und zum Glasmuseum, das seit 1998 besichtigt werden kann. Im Hintergrund die alte Glashütte
Allerdings hegten die Bauern einiges Mißtrauen gegen die fremden Handwerker, die in ihre bäuerliche Welt einzudringen drohten. Sie Glasbläser verdienten mehr als einheimischen Bauern, sie sollen sich in ihrer Freizeit öfters betrunken haben , denn ihr Arbeitsplatz war ja gar so heiß und machte durstig. Auch sollen ihre Beziehungen zu den Bauerntöchtern oftmals gar nicht der damaligen Moral entsprochen haben , was aus den Kirchenbüchern hervorgegangen sein soll. Mit dem Bau der Eisenbahnen und mit der Ankunft der modernen Zeit zersprang der " gläserne Traum" . Die Bevölkerung des Kreuzthals begann von 800 auf 300 zu sinken. Die Glasbläser wanderten ab und Schmidsfelden , das Glasbläserdorf, träumte verstaubt und vergessen vor sich hin. Das zwanzigste Jahrhundert scheint spurlos vorübergegengen zu sein, bis es in den Neunziger Jahren wieder entdeckt, renoviert und unter Denkmalschutz gestellt worden ist.

Das Magazin - ein Schuppen, in dem alte Gläser und Champagnerflaschen aus früherer Zeit besichtigt werden können
Noch ein persönliches Wort in eigener Sache: Ich war von 1968 bis 1973 Lehrer in Rohrdorf, einem Isnyer Teilort. Häufig habe ich das Kreuzthal und Schmidsfelden besucht. Seit der Renovierung habe ich Schmidsfelden mehrere Male aufgesucht, mit Menschen aus dem Dorf gesprochen und Führungen mitgemacht. Ich kann einen Besuch dort nur empfehlen. Wandern Sie danach auf die Adelegg oder auf den Schwarzen Grat. Die Gegend ist einsam aber wunderschön. So wird Ihnen bei einer Rast im Wald oder in einem der Gasthäuser am Wegesrand sicherlich die Geschichte vergangener Zeiten in vielfältigen Dokumenten oder Erzählungen begegnen.
Viel Freude bei den Allgäuer Glasbläsern
wünscht Peter Treiber
Eine Skulptur aus Holz vor dem Glasmagazin

Text und Fotos: Peter Treiber

Quellennachweis: Zeitschrift " Im Oberland " Heft 2, 1992,(S. 18) " Die zersprungene Zeit" Beitrag von Rudi Holzberger
Dissertation : Manfred Felle, Isny, Zeitschrift " Im Oberland" Heft 2, 1998 "
Neues Museum in der ehemaligen Glashütte Schmidsfelden (S. 61) von Dr. Manfred Thierer,
Internetseite von Leutkirch: Historische Glashütte mit Museum , Schmidsfelden

Peter Treiber
Oflingser Weg 26
88239 Wangen
Tel. 07522/ 2 18 55
E-Mail: peter.treiber@eplus-online.de
Grundschule Deuchelried

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